Wer kennt es nicht, das Oktoberfest aus München? Überall auf der Welt ist das Oktoberfest bekannt und es gibt viele Nachahmungen. In Deutschland gibt es in vielen kleinen Städten ein Wochenende lang ein lokales Oktoberfest. Doch auch außerhalb von Deutschland gibt es an vielen Orten das Oktoberfest. Wie in München wird dies von Jahr zu Jahr immer kommerzieller, doch glücklicherweise gibt es doch noch kleine Ecken der Erde, wo das Oktoberfest authentisch ist.
Ich hatte das Glück, in diesem Jahr auf zwei verschiedenen Oktoberfesten zu sein. Während meines Besuches in Deutschland war ich ein paar Stunden auf dem Oktoberfest in München, da ich dort in diesem Zeitraum gerade zufällig war. Ein paar Wochen später nahm ich an einem kleinen Oktoberfest eines deutschen Restaurants in Medellín teil, wobei man sich ein wenig wie in München fühlte.
Oktoberfest München
Ich besuchte das Oktoberfest in München mit Yesenia an einem Samstagabend, als wir einer privaten Feier für ein paar Stunden entflohen. Yesenia ist eine in München lebende Salvadorianerin, die ich während meiner Zeit in München kennengelernt hatte und sich eine tiefe Freundschaft entwickelt hat. Das letzte Mal war ich im Jahr 2012 auf dem Oktoberfest, als ich mit meiner damaligen Fußballmannschaft einen Abend in ein Festzelt einkehrte. Als ich am Samstagmorgen gegen 8 Uhr zu der privaten Feier mit der Straßenbahn fuhr, war diese voll mit Leuten, die schon zur Morgenstunde zur Festwiese fuhren. In Erinnerung blieben mir dabei eine Gruppe von englischsprachigen Mädels um die 18 Jahre, die mit relativ eng geschnitten Dirndl und einer Bierflasche in der Hand zum Fest fuhren. Sie hatten also einiges vor. Am Abend gegen 18 Uhr fuhren Yesenia und ich zum Oktoberfest. In der Nähe angekommen kamen uns viele Leute entgegen, die die Festwiese bereits verließen. Darunter war eine Gruppe als Fußballer verkleidete Touristen, die vor einem Lamborghini posierten. Am Zugang gab es eine Sicherheitskontrolle von Taschen und kleinen Rucksäcken, was vor ein paar Jahren durch die erhöhte Terrorgefahr eingeführt wurde. Yesenia und ich schauten uns zunächst die angetrunkenen Leute an, die sich an dem Förderband zu der Rutsche Toboggan probierten. Während sich einige sehr geschickt anstellten, hatten andere deutlich mehr Probleme. Wir schlenderten ein wenig durch die Fahrgeschäfte, ehe wir einen Platz auf einer Bierbank suchten. Dies war natürlich an einem Samstagabend nicht ganz so einfach. Zunächst versuchten wir, in eines der Festzelte zu kommen. Aber das war schlicht weg unmöglich, da um diese Uhrzeit keine neuen Gäste mehr ins Festzelt gelassen werden, außer wenn man eine Reservierung hat oder jemand im Festzelt kennt. Wir entschieden uns, ein Bier außerhalb der Festwiese zu trinken und liefen Richtung Ausgang, als wir an einem Biergarten außerhalb eines Zeltes vorbeikamen. Dort fanden wir an einem Tisch noch zwei Plätze. Wir genossen jeder eine Maß gutes deutsches Bier und bestellten uns dazu ein Grillhendl. Glück, Zufrieden und Gesättigt verließen wir das Oktoberfest gegen 21 Uhr. Auch wenn der Besuch in diesem Jahr relativ kurz war, war es doch sehr angenehm, nach ein paar Jahren wieder zurück zu kehren und die Erinnerung an alte Zeiten zu wecken.
Oktoberfest Medellín
In Medellín gab es zwei Oktoberfeste, die angeboten wurden. Bereits Anfang September organisierte eine große kolumbianische Bierbrauerei ein Oktoberfest, welches im Jardín Botanico (deutsch: Botanischen Garten) von Medellín stattfand. Die Bierbrauerei hat für das Oktoberfest extra ein eigenes Bier hergestellt, welches ebenso in den Supermärkten verkauft wurde. Leider kam das Oktoberfestbier der kolumbianischen Bierbrauerei lange nicht an das deutsche Bier heran. Ursprünglich wollten Dayana, ich und Ihre Familie das Oktoberfest besuchen. Wir stellten jedoch fest, dass der Eintritt knapp 16 Euro pro Person kostete, wobei darin weder Essen noch Trinken inbegriffen war. Für den Eintritt bekam man 4 Musikgruppen bzw. -künstler geboten, deren Musik jedoch gar nichts mit Deutschland zu tun hatte. Am Ende verzichteten wir auf dieses Fest zu gehen, da es scheinbar purer Kommerz war.
Ein paar Wochen später Ende Oktober gab es ein kleines Fest in dem deutschen Restaurant „El Aléman Pues“, was als authentisch angepriesen wurde. Das Fest ging über drei Tage, wobei Dayana und ich an einem Samstagabend dabei waren. Als wir gerade ankamen, führte der deutsche Eigentümer mit Familienmitgliedern und Freunden einen typischen bayrischen Tanz auf der Straße vor dem Restaurant auf. Es folgten zwei weitere Tänze, wobei Leute aus dem Publikum mitwirkten. Wir setzten uns an einen Tisch, wo bereits weitere Leute saß, darunter ein Münchener, der an der deutschen Schule in Medellín arbeitet. Wir bestellten deutsches Bier, eine Butterbrezel und zwei Bratwürste mit gebratenen Kartoffeln. Alles war sehr lecker. Ab und zu wurde das Lied „Ein Prosit der Gemütlichkeit“ angestimmt, wobei vor allem Leute mit Lederhosen bzw. Dirndl aufstanden und mit Bier anstießen. Die Stimmung war sehr ausgelassen, wobei der Eigentümer dafür sorgte, dass es nie langweilig wurde. Es wurde eine Mischung aus lateinamerikanischer und deutscher Musik gespielt, wobei dabei Klassiker der deutschen Musik wie „Marmor, Stein und Eisen bricht“, das „Fliegerlied“ oder „Maschendrahtzaun“ liefen. Am späten Abend wurden noch einige Preise verlost, darunter deutsches Bier, Kochschürzen mit Dirndl- bzw. Lederhosendesign und als Hauptpreis ein 5 Literfass bestes Schwarzbier aus Deutschland. Leider gewannen Dayana und ich nichts, aber wie sagt man so schön: Pech im Spiel, Glück in der Liebe. Nach der Verlosung verließen wir das Restaurant, wobei das Fest genauso authentisch war, wie es angepriesen wurde.
Video von Tänzen des Oktoberfest in Medellín