Nach dem Besuch auf Feuerland war die Region um El Calafate die nächste Station auf der Reise durch das südliche Argentinien. El Calafate, benannt nach einer heidelbeerartigen Frucht, die in Patagonien wächst, ist eine Stadt mit 20.000 Einwohnern, die hauptsächlich vom Tourismus lebt. Ca. 80 Kilometer von El Calafate liegt der Nationalpark Parque Nacional Los Glaciares (deutsch: Nationalpark Die Gletscher), der eine Vielzahl von Gletschern beinhaltet. Der bekannteste Gletscher ist der Glaciar Perito Moreno (deutsch: Gletscher Perito Moreno), der im südlichen Teil des Nationalparks relativ einfach zugänglich ist. El Chaltén ist ein kleiner Ort im nördlichen Teil des Nationalparks, der ca. 3 Stunden von El Calafate entfernt liegt. Rund um El Chaltén gibt es eine Menge Möglichkeiten zum Wandern, wobei die Aussicht auf die Granitberge Cerro Torre und Cerro Fitz Roy die Highlights sind.
Von Ushuaia ging es mit dem Flugzeug am Vormittag Richtung El Calafate. Der Flug dauerte knapp eine Stunde. Dabei war die Aussicht sowohl beim Abflug aus Ushuaia als auch bei der Ankunft in El Calafate beeindruckend. Mit einem Busshuttle ging es zum Hotel in El Calafate, wo wir gegen 11 Uhr ankamen. Da wir erst am späten Nachmittag ins Zimmer konnten, verstauten wir unsere Rucksäcke in einem Gepäckraum und schauten uns in der Stadt etwas um. Als erstes steuerten wir die Touristeninformation an, die uns Tipps für Ausflüge zum Glaciar Perito Moreno gaben. Im Anschluss besuchten wir einige Tourismusagenturen und informierten uns über die Ausflugsmöglichkeiten rund um El Calafate. Als wir die Preise sahen, waren wir etwas geschockt, da alle Touren mindestens 50 Euro pro Person kosteten. Darunter waren auch welche, die nur zwei bis drei Stunden dauerten. Dies ließen wir bei einem guten Mittagessen sacken und unterhielten uns über die Ausflugsalternativen. Beim Essen hatten wir uns für eine Tour zum Gletscher Glaciar Perito Moreno entschieden und schauten uns nach verschiedenen Angeboten der Agenturen an. Wir hatten die Hoffnung, dass es preisliche Unterschiede der Agenturen geben könnte. Leider war dem nicht so, so dass wir die Tour schlussendlich bei der Agentur kauften, die die Tour auch durchführte. Im Anschluss schauten wir uns den Platz Plaza de Los Pioneros und die Kirche von El Calafate an. Bevor wir ins Hotel zurückkehrten, kauften wir im Supermarkt Verpflegung für den Ausflug am nächsten Tag ein. Im Hotel ruhten wir uns von der Reise und den Ausflügen der letzten Tage aus und bereiteten den folgenden Tag vor.
Am zweiten Tag in El Calafate nahmen wir an einer Tour zum Glaciar Perito Moreno teil, bei der man auf dem Gletscher eine kleine Wanderung unternahm. Nach dem Frühstück wurden wir im Hotel abgeholt und fuhren Richtung Nationalpark Parque Nacional Los Glaciares. Auf dem Weg hielten wir an einem Aussichtspunkt an, wo wir einen Blick auf die schneebedeckten Anden und den See Lago Argentino hatten. Der nächste Stopp war der Eingang des Nationalparks, wo wir den Eintritt bezahlten und eine Informationsbroschüre in die Hand gedrückt bekamen. Vom Eingang des Nationalparks ging es knapp 30 Kilometer weiter bis zu den Aussichtsplattformen auf der Halbinsel Magellan, wobei wir unterwegs bereits den Gletscher Glaciar Perito Moreno zu Gesicht bekamen. An den Aussichtsplattformen hielten wir uns eine Stunde auf, wobei wir hauptsächlich den nördlichen Teil des Gletschers sahen. Beeindruckend war, dass ein Teil des Gletschers mit der Halbinsel verbunden ist. Hier passiert alle paar Jahre ein Naturschauspiel, wenn es einen Durchbruch der Verbindung zwischen dem Gletscher und der Halbinsel gibt. Durch die Verbindung des Gletschers mit der Halbinsel wir ein Seitenarm des Sees Lago Argentino aufgestaut. Irgendwann wird der Druck des Wassers so groß, dass der Gletscher diesem nicht mehr standhält und die Verbindung einbricht. Das letzte Mal war dies im März 2016 der Fall (siehe Video unten). Wir genossen das beeindruckende Panorama mit den Bergen und dem Gletscher. Der Ausblick wurde von zwei Momenten getoppt, als gerade einzelne Eisstücke des Gletschers ins Wasser stürzte. Von den Aussichtsplattformen ging es mit dem Bus zum Hafen Bajo Las Sombras, wo uns ein Schiff erwartete. Dieses Schiff brachte uns auf die andere Seite des Seitenarms Brazo Rico des Sees Lago Argentino, der südlich des Gletschers liegt. Dabei näherten wir uns dem Gletscher knapp 400 Meter an. Auf der anderen Seite erwarteten uns bereits Guides, die uns erste Erläuterungen zur Wanderung auf dem Gletscher gaben. Uns blieb etwas Zeit, um an einer Hütte zu picknicken und uns auf die Wanderung auf dem Gletscher vorzubereiten. Wir ließen das Gepäck in der Hütte zurück und nutzten die restliche Zeit für Fotos. Im Anschluss liefen wir zum Gletscher, wobei uns der Guide auf dem Weg Information zum Gletscher Glaciar Perito Moreno gab. Er liegt im größten Gletschergebiet Südamerikas und ist einer derjenigen Gletscher, der sich bisher trotz des Klimawandels nicht zurückzieht. Kurz vor dem Gletscher wurden uns spezielle Steigeisen unter die Schuhe geschnallt. Der Guide erklärte uns kurz die Lauftechnik und dann ging es hinein in den Gletscher. Unterwegs hielten wir an verschiedenen Stellen. Die erste Station war eine kleine Gletscherspalte, durch die in ca. fünf Meter Tiefe ein Fluss entlanglief. Kurze Zeit später durchquerten wir eine Gletscherspalte, die sich laut den Guides erst in den letzten Tagen geformt hat. Unterwegs hatten wir das Glück, eine Fliege zu sehen, die in den Gletschern Südamerikas lebt. Diese hat sich vollkommen an die Lebensumstände angepasst. Es folgte eine Station an einem Aussichtspunkt, an denen wir ein Gletschertal sahen. Auf dem Rückweg sahen wir ein weiteres Gletschertal und mehrere Flüsse, die durch den Gletscher fließen. Weiterhin sahen wir ein Wasserbecken, in dem einzelne Luftblasen aufstiegen. Dies zeigt die Bewegung im Gletscher, da die Luft durch Wasser verdrängt wird. Kurz vor dem Ende wurde uns ein Whiskey mit Eis vom Gletscher gereicht. Zurück auf festen Boden schnallten wir unsere Steigeisen ab und liefen zurück zu den Hütten. Dort hatten wir kurz Zeit zur Erholung und für ein paar Fotos, ehe wir mit Schiff wieder zurückfuhren. Vom Hafen ging es mit dem Bus direkt zurück nach El Calafate. Dort ruhten wir uns kurz aus, ehe wir Abendessen gingen und den spektakulären Tag Revue passieren ließen.
Video de la ruptura del Perito Moreno en Marzo 2016 / Video des Durchbruch des Perito Moreno im März 2016
Den letzten Tag in El Calafate nutzen wir, um im Ort zwei kleinere Ausflüge zu machen. Am Vormittag fuhren wir zum Museum Glacarium, welches 15 Minuten entfernt vom Zentrum liegt. Ein kostenloser Busshuttle brachte uns dorthin. Die Ausstellung im Museum bot einiges an. Es wurden Besonderheiten von Gletschern erzählt. Dabei ging es unter anderem um die geographischen Gegebenheiten und den Aufbau eines Gletschers. Daneben wurde verschiedene Klassen von Gletschern in den Regionen der Welt vorgestellt. In einem 3D-Kino wurde ein Film über die Gletscher im Nationalpark gezeigt, ehe ein weiterer Film das Phänomen des Durchbruchs des Gletschers erzählte. Mit dem Busshuttle fuhren wir zurück nach El Calafate, wo wir Mittagessen gingen. Am Nachmittag liefen wir zur Laguna Nímez (deutsch: Lagune Nímez), was ein Naturreservat am Rande des Sees Lago Argentino in El Calafate ist. Wir drehten eine Runde um die Lagune und beobachten eine Vielzahl von Vögeln. Beeindruckend war, dass sie uns relativ nahe kamen. Auf einem Aussichtspunkt hatten wir einen wunderbaren Blick auf den See Lago Argentino, der jedoch aufgrund des niedrigen Wasserstands nicht bis zum Naturreservat reichte. Im Anschluss verbrachten wir den restlichen Abend an der Seepromenade, wo wir den Sonnenuntergang genossen. Zurück im Hotel bereiteten wir die Weiterreise nach El Chaltén am nächsten Morgen vor.
Am folgenden Tag ging es am Vormittag nach El Chaltén. Die Fahrt dauerte knapp 4 Stunden, wobei wir unterwegs zweimal anhielten. Der erste Halt war La Leona, was eine Raststätte an der Ruta 40 (deutsch: Route 40) ist. Die Ruta 40 ist eine Straße, die durch die argentinischen Anden bis zur Grenze mit Bolivien verläuft. Der zweite Stopp war ein Aussichtpunkt auf den See Lago Viedma, den gleichnamigen Gletscher Glaciar Viedma sowie den Granitbergen Cerro Torre und den Cerro Fitz Roy. Kurz vor dem Mittag kamen wir in El Chaltén an, wo wir unsere Rucksäcke im Hotel ließen und als erstes einige Sachen im Ort organisierten. Wir aßen in einem Restaurant Mittag, ehe wir am Nachmittag eine kleine Wanderung zur Lagune Laguna Capri unternahmen. Von El Chaltén ging es zunächst bergauf, wobei wir nach knapp einer halben Stunde eine wunderbare Sicht auf das umliegende Tal hatten. Nach ca. einer halben Stunde wurde der Weg etwas angenehmer, da es etwas ebener wurde. Uns kamen etliche Wanderer entgegen, die bereits auf dem Rückweg waren. Eine weitere Stunde später kamen wir an einem Aussichtspunkt auf den Cerro Fitz Roy an. Die Aussicht war atemberaubend, insbesondere da keine Wolke am Himmel war, die den über 3000 Meter hohen Granitberg verdecken könnte. Wir folgten den Weg weitere 10 Minuten, ehe wir zu einem weiteren Aussichtspunkt kamen. Hier machten wir eine längere Pause und genossen das Panorama. Neben dem Cerro Fitz Roy weckte der Gletscher Glaciar Piedras Blancas (deutsch: Gletscher Weiße Steine) unser Interesse. Anschließend liefen wir zur Laguna Capri, wo wir eine weitere Pause einlegten. Ich ging mit den Füßen kurz ins eiskalte Wasser, was in den ersten Sekunden relativ angenehm war. Nach gut 15 Sekunden fühlte es sich aber an, als ob die Zehen gefrieren würden. Nach diesem Erlebnis war ich froh wieder in den Wanderschuhen zu sein, wo die Zehen langsam warm wurden. Auf dem Rückweg durchquerten wir einen Campingplatz und liefen den Weg weiter, bis wir auf demselben Weg kamen, den wir aufgestiegen waren. Wir genossen erneut den Ausblick auf das Tal, in dem die Schatten der Berge vom Sonnenuntergang auftauchten. Nach insgesamt 4 ½ Stunden inklusive langer Pausen kehrten wir wieder nach El Chaltén zurück, wo wir im Restaurant des Hotels Abendessen gingen. Dabei erzählte der Kellner, dass wir großes Glück mit dem Wetter haben, da es wolkenlos und relativ windstill ist. Normalerweise ist es in El Chaltén sehr windig, teilweise so stark, dass man nicht auf der Straße laufen kann. Nach dem Abendessen fielen wir müde ins Bett.
Den zweiten Tag in El Chaltén nutzten wir für eine Tageswanderung zur Laguna Torre (deutsch: Laguna Torre) am Fuße des Cerro Torre. Wir frühstückten ausgiebig im Hotel und besorgten noch etwas Proviant für die knapp 22 Kilometer lange Wanderung. Kurz vor 11 Uhr verließen wir El Chaltén und folgten einem gut ausgeschilderten Weg. Erster Halt auf dem Weg war ein Aussichtspunkt auf einen Wasserfall. Von dem Aussichtspunkt aus sahen wir ebenso die Spitze des Cerro Fitz Roy, die aus den Wolken herausstach. Nach gut einer Stunde erreichten wir einen Aussichtspunkt auf den Cerro Torre. Leider bekamen wir diesen nicht zu Gesicht, da die Wolken uns die Sicht verdeckten. Vom Aussichtspunkt liefen wir ein Tal entlang des Flusses Río Fitz Roy, wobei der Weg sehr angenehm war. Der Weg war relativ eben und führte hauptsächlich durch Wälder, wobei wir ab und zu Vögel zu Gesicht bekamen. Nach gut 3 Stunden gemütlicher Wanderung kamen wir an der Laguna Torre an, wo uns ein paar Regentropfen und viel Wind erwarteten. Glücklicherweise hatten wir auf Verdacht warme Kleidung mitgenommen. Wir machten ein kleines Picknick und genossen die Aussicht auf die Lagune und den Gletscher, der am anderen Ende der Lagune liegt. Außerdem sahen wir einzelne Eisberge, die im See schwammen. Nach dem Picknick folgten wir einen Weg am Rande der Lagune und näherten uns dem Gletscher etwas an. Die Aussicht war gigantisch, obwohl uns der Blick auf den Cerro Torre weiter verwehrt blieb. Nach gut einer Stunde an der Lagune liefen wir denselben Weg wieder zurück nach El Chaltén. Wir genossen die Landschaft, wie beispielsweise den Fluss Río Fitz Roy, der aus der Lagune entspringt. Auch auf dem Rückweg beobachten wir einige Vögel, die sich in den Bäumen im Flusstal aufhielten. Gegen 18 Uhr erreichten wir El Chaltén und kamen erschöpft im Hotel an. Wir gingen kurz im Restaurant des Hotels Abendessen, ehe wir uns nach einer erfrischenden Dusche schlafen legten.
Am letzten Tag verabschiedeten wir uns aus El Chaltén. Am Morgen genossen wir letztmalig die Sicht aus dem Hotelzimmer auf den Cerro Fitz Roy. Nach dem Frühstück wurden wir am Hotel abgeholt, ehe wir mit einem Bus zum Flughafen in El Calafate fuhren. Dabei hatten wir das Glück, dass wir einen letztmaligen Blick auf den Cerro Torre erhaschten, was uns am Vortag verwehrt blieb. Auf dem Weg zum Flughafen hielten wir erneut an der Raststätte La Leona an, wo wir kurz Zeit zum Ausruhen hatten. Gegen Mittag erreichten wir den Flughafen von El Calafate, wo wir Mittag aßen und uns etwas ausruhten, ehe es am Nachmittag weiter nach Bariloche ging. Während des Flugs überflogen wir den See Lago Viedma, der gigantisch aussah.
Die Tage rund um El Calafate waren sehr schön. Der Gletscher Glaciar Perito Moreno ist beeindruckend, die Erfahrung eine kleine Wanderung auf diesen durchzuführen war einmalig. El Calafte ist eine sehr touristische Stadt, die insbesondere von den Ausflügen in der Nähe lebt. Leider waren die Preise der Ausflüge für uns am oberen Limit, so dass wir nur einen Tag einen Ausflug machten und einen weiteren Tag im Ort blieben, wo wir beispielsweise die Laguna Nímez kennenlernten. El Chaltén hat uns persönlich besser gefallen, da es ein kleiner ruhiger Ort am Fuße der Anden ist. Die Wanderungen rund um El Chaltén waren sehr interessant und boten wunderbare Ausblicke auf die Landschaft und die Berge. Mit ein wenig Wehmut verließen wir El Chaltén, da es uns dort sehr gut gefallen hat.